Auswanderung der Deutschen

Als Zentralschulen bezeichnete man Einrichtungen, an denen Lehrer ausgebildet wurden. Sie unterschieden sich also von den Schulen mit gleicher Bezeichnung in den südrussischen Kolonien (siehe Bildungseinrichtungen ).

Mitte der dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts wurden auf Drängen evangelischer Geistlicher in Grimm und Katharinenstadt Zentralschulen gegründet. Man hoffte, mit Hilfe der hier ausgebildeten Lehrer die Russischkenntnisse der Kolonisten zu verbessern.

An den Zentralschulen wurden jeweils 25 Schüler aufgenommen, deren Unterhalt von den Kolonien zu bestreiten war (daher "Stipendiaten"). Der Unterricht fand im Wesentlichen in Russisch statt, unterrichtet wurde neben Russisch noch Deutsch, Arithmetik, Geographie, Gesang und Religion. Die Ausbildung an den Zentralschulen schloss unmittelbar an die Dorfschule an. "Auch müssen sie (die Schüler) 14 bis 15 Jahre alt und konfirmiert sein, worauf auf das Pünktlichste zu achten ist." Die in diese ersten Zentralschulen gesetzten Erwartungen erfüllten sich nicht, nur wenige Lehrer gingen aus ihnen hervor.

Die meisten Absolventen wurden Schreiber oder Verwaltungsbeamte. 1859 wurde die Zentralschule in Katharinenstadt aufgelöst und in eine Ausbildungsanstalt für Schulmeister umgewandelt. Die Zentralschule in Grimm wurde 1868 mit dem Ziel Lehrerausbildung wieder eröffnet.

Die Ausbildungsdauer an beiden Schulen wurde jetzt auf sechs Jahre verlängert. Zwischen 1868 und 1916 besuchten ca. 3.400 Schüler allein die Zentralschule in Grimm.

Schon 1871 wurde den Zentralschulen allerdings das Recht zur Lehrerausbildung genommen. An deutschen Schulen waren nur noch Lehrer zugelassen, die ein russisches Lehrerexamen abgelegt hatten und die in der Lage waren, den geforderten russischsprachigen Unterricht abzuhalten. Die mit der Unterstellung aller Kolonistenschulen unter die Verwaltung des Volksbildungsministeriums 1881 einsetzende Russifizierung des Unterrichts  wurde an den Zentralschulen konsequenter als an den anderen Schulen umgesetzt.