Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

2 Veränderte Rahmenbedingungen für die Russlanddeutschen

2.2 Russlanddeutsche und gesamtrussische Reformen

Die Regelungen und Maßnahmen in Wirtschaft und Verwaltung, die die genannten Reformen (siehe auch hier link) beinhalteten, waren für das ganze Russische Reich bindend. Ihre Durchsetzung zog somit die Aufhebung noch vorhandener, historisch gewachsener Sonderregelungen für einzelne nationale Gruppen im Vielvölkerstaat Russland nach sich.

Für die Russlanddeutschen bedeutete dies den Verlust noch verbliebener Privilegien, was von vielen als schmerzhafter Einschnitt empfunden wurde.

Die zaristische Regierung versuchte, die Rahmenbedingungen für die Russlanddeutschen durch modifizierte gesetzliche Regelungen so zu verändern, dass diese allmählich in die gesamtrussischen Entwicklungen und Strukturen eingegliedert wurden. Ihrer traditionell verwurzelten Zarentreue folgend, haben die deutschen Kolonisten die neuen Rahmenbedingungen schließlich als gegeben hingenommen.

Widerstand vor allem durch Auswanderung setzten sie allerdings der Abschaffung ihres Privilegs auf Befreiung vom Militärdienst entgegen.

Eher "passiven Widerstand" leisteten viele Kolonisten bei der Einführung der russischen Sprache als Amtssprache und in der Schule.

In gewissem Maße sahen sie aber auch die Chance link zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, insbesondere über die gewählten Semstwoinstitutionen.

Der von der zaristischen Politik letztlich angestrebten Assimilation der deutschen Kolonisten auf der Grundlage der geschaffenen neuen Rahmenbedingungen wirkten allerdings in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufkommende antideutsche Tendenzen in einflussreichen Kreisen der russischen Gesellschaft entgegen.
 
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