Auswanderung der Deutschen
Teil II 1820 - 1917
3 "Deutsche Frage" und Lösungswege
3.2 Emotional – nationalistische Diskussion
3.2.2 Wachsender deutscher Grundbesitz
Ein Grund für die Ausbreitung des Panslawismus* ist im Verhältnis zwischen dem Bevölkerungsanteil der deutschen Kolonisten und ihrem Landbesitz in den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts zu suchen.
Der im Vergleich zum Bevölkerungsanteil sehr große Landbesitz der deutschen Siedler in einigen Gouvernements rief in dieser Zeit die Besorgnis staatlicher Stellen hervor.
Der russische Innenminister N.P. Ignatjew erhob deshalb 1881 die Forderung, den Zustrom von "Kolonisten aus dem Westen zu inhibieren und ausländischen Untertanen unbedingt zu verbieten, überhaupt in den Grenzen Rußlands Ländereien zu erwerben und sich kolonieweise, wenn auch als Pächter, anzusiedeln."
Neuzuwandernde deutsche Siedler sollten damit gezwungen werden, ihre Staatsangehörigkeit
aufzugeben und die russische Staatsangehörigkeit anzunehmen.
Die Diskussion um die Expansion des deutschen Landbesitzes ging 1909 in eine neue Runde. In der Dritten Staatsduma wurde im Mai 1909 von russischen Nationalisten eine Diskussion über den deutschen Landbesitz in den russischen Westgebieten - namentlich in Wolhynien und Bessarabien - angefacht. Konkret ging es um den Kauf bzw. die Pacht von Land russischer Gutsbesitzer durch deutsche Siedler. Dies wurde als Ausdruck des deutschen Drangs nach Osten gewertet.
| Bevölkerungsanteil | Landbesitz | |
|---|---|---|
| Bessarabien | 3,0 % | 11,1 % |
| Cherson | 6,8 % | 19,4 % |
| Jekaterinenburg | 5,4 % | 25,0 % |
| Krim | 8,8 % | 38,3 % |
Der im Vergleich zum Bevölkerungsanteil sehr große Landbesitz der deutschen Siedler in einigen Gouvernements rief in dieser Zeit die Besorgnis staatlicher Stellen hervor.
Der russische Innenminister N.P. Ignatjew erhob deshalb 1881 die Forderung, den Zustrom von "Kolonisten aus dem Westen zu inhibieren und ausländischen Untertanen unbedingt zu verbieten, überhaupt in den Grenzen Rußlands Ländereien zu erwerben und sich kolonieweise, wenn auch als Pächter, anzusiedeln."
Neuzuwandernde deutsche Siedler sollten damit gezwungen werden, ihre Staatsangehörigkeit
aufzugeben und die russische Staatsangehörigkeit anzunehmen.Die Diskussion um die Expansion des deutschen Landbesitzes ging 1909 in eine neue Runde. In der Dritten Staatsduma wurde im Mai 1909 von russischen Nationalisten eine Diskussion über den deutschen Landbesitz in den russischen Westgebieten - namentlich in Wolhynien und Bessarabien - angefacht. Konkret ging es um den Kauf bzw. die Pacht von Land russischer Gutsbesitzer durch deutsche Siedler. Dies wurde als Ausdruck des deutschen Drangs nach Osten gewertet.
* Panslawistische Tendenzen
Ursprünglich geprägter Begriff, um die Verwandtschaft aller slawischen Sprachen und Völker zu kennzeichnen.
Er wurde in der zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts von Verstretern des Russischen Reiches für eine allslawische Machtpolitik missbraucht, die in illusionären Vereinigungsbestrebungen aller slawischen Völker gipfelte.
In Verbindung mit dem in Russland zur gleichen Zeit aufkommenden russischen Nationalismus bildete der Panslawismus innenpolitisch eine Basis für den in der russischen Öffentlichkeit diskutierten Landbesitz deutscher Kolonisten.