Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

5 Der Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion und die Konsequenzen für die Russlanddeutschen

5.2 Die Deportation der Deutschen in der Sowjetunion

Die Evakuierung der Deutschen in der Sowjetunion aus den Gebieten des deutschen Vormarsches sowie ihre Deportation in entlegene Landesteile war eine der ersten Reaktionen der sowjetischen Regierung auf den unerwarteten Überfall Hitler-Deutschlands. Weitere Massendeportationen sollten folgen, so wie die von ca. 40 000 bis 50 000 Deutschen von der Krim am 20. August 1941.
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Eingedenk der in den Jahren vor dem Krieg verstärkten repressiven Politik gegenüber nationalen Minderheiten befürchtete die sowjetische Regierung, dass mit dem Einmarsch der deutschen Okkupationstruppen besonders die Russlanddeutschen mit diesen zusammenarbeiten könnten. Bestärkt wurde sie darin durch entsprechende "Berichte" der NS-Propaganda und Beispiele von Kollaboration aus anderen von Deutschland okkupierten europäischen Ländern.
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Insofern ist die Reaktion der Sowjetmacht mit der Deportation der Russlanddeutschen wie auch anderer nationaler Minderheiten zwar nachvollziehbar, nicht aber historisch, politisch und menschlich zu rechtfertigen.

Im Wolgagebiet bildete der Erlaß des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR über die Umsiedlung der im Wolgagebiet ansässigen Deutschen" vom 28. August 1941 die Grundlage für die vom 3. bis 20. September durchgeführte Deportation von 365 800 Personen deutscher Nationalität " siehe – Quellen 41/1  link.

Als Begründung für die Zwangsumsiedlung der Wolgadeutschen diente die Unterstellung der kollektiven Verschwörung dieser Bevölkerungsgruppe gegen die Sowjetregierung. Die behauptete Spionage für und Kollaboration mit dem faschistischen Feind wurde indes nie nachgewiesen.
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Der Erlass vom 28. August 1941 hatte eine willkürliche Entrechtung aller Angehörigen der deutschen Volksgruppe und ihre Zerstreuung link in der Sowjetunion zur Folge. Russlanddeutsche Funktionäre – einschließlich der Regierungsvertreter der ASSR der Wolgadeutschen – wurden verhaftet und zum Teil liquidiert. Personen, die als Sympathisanten Deutschlands galten, sind in der Regel noch vor dem Deportationstermin erschossen worden. Die gesamte deutsche Bevölkerung wurde registriert (übrigens anhand von Listen, die bereits seit 1934 geheim über alle Deutschen angelegt worden waren) und ihr Vermögen konfisziert.
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Wie Betroffene die Deportation erlebten, verdeutlichen ihre Schilderungen (Erlebnisberichte) im Kulturarchiv:
Heinrich Dorn link, Katharina Torno link, Ida Schmidt link, Viktor Heidelbach link).

Die Bestimmungsorte für die deportierten Wolgadeutschen lagen laut Erlass überwiegend in Sibirien (vor allem im Altai-Gebiet) und in Zentralasien (vor allem in Nordkasachstan).

Obwohl der Erlass vom 28. August 1941 nur für die Wolgadeutschen galt, wurden auch die Russlanddeutschen von der Halbinsel Krim, aus der Ukraine und dem Südkaukasus deportiert.

Allerdings gelang es den sowjetischen Behörden in den östlichen Gebieten der Ukraine (östlich des Dnjepr) aufgrund des Blitzvorstoßes der deutschen Truppen nur, die deutschen Männer im arbeits- und wehrfähigen Alter abzuziehen. Von den etwa 420 000 Russlanddeutschen, die 1941 in der Ukraine gelebt haben, sind ungefähr 100 000 in den Monaten Juli bis Oktober in östliche Landesteile deportiert worden. Die letzte massive Deportationsaktion betraf die Deutschen im Süd-Kaukasus im Oktober 1941; ca. 25 000 wurden über Baku und das Kaspische Meer bis nach Kasachstan gebracht.

karte deportation


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