Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

5 Rolle der Schule

5.8 Russifizierung Unterricht

5.8.1 Notwendigkeit

Nach der Aufhebung der Sonderverwaltung 1871 und Umstellung auf die russische Amtssprache drängten schließlich viele Kolonisten darauf, den Russischunterricht in den Dorfschulen voranzutreiben. Dies war nicht nur wegen der Verwaltung notwendig, sondern auch wegen der zunehmenden wirtschaftlichen Kontakte im ganzen Land. Auch die Einführung der allgemeinen Militärdienstpflicht trug zur Verbreitung der russischen Sprache in den Kolonien bei.

Die von anderen Kolonisten einseitig negativ als "Russifizierung" gewertete Einführung der russischen Sprache kritisierte schließlich auch die "Odessaer Zeitung" (13. August 1878). Sie schrieb, die Verbreitung der russischen Sprache sei keine Vergewaltigung, sondern eine Wohltat, zu der mancher gezwungen werden müsse. Die Kolonisten würden vielfach ein Deutsch sprechen, "das in keiner deutschen Sprachlehre gefunden wird, und ein Russisch, welches ebenso unverständlich ist".
Mit ihrem Dialekt aber könnten sie sich auf keinem Amt, in keiner Verwaltung verständlich machen. Erst die Kenntnis der Landessprache würde sie in die Lage versetzen, die Gesetze zu studieren, und nur so könnten sie auch ihre Rechte wahrnehmen.
 
Startseite  |   Inhalt   |   zurück