Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

5 Rolle der Schule

5.1 Kirche und Schule

5.1.2 Küsterlehrer

Die in den Gemeinden tätigen Lehrer mussten eine Reihe von Aufgaben übernehmen, die nicht mit ihrer eigentlichen Arbeit im Zusammenhang standen. Sie fungierten während der Abwesenheit des Geistlichen als dessen Stellvertreter.

Ein evangelischer Pfarrer, der zwischen fünf und zwanzig Dörfer zu betreuen hatte, konnte oft nur im Abstand von mehreren Wochen eine Gemeinde besuchen. Bedenkt man die großen Entfernungen, so konnte es im Extremfall passieren, dass ein solcher Besuch nur ein- bis zweimal im Jahr stattfand.

volksschulklasse
In der Zwischenzeit übernahm der Lehrer seine Aufgaben. Er leitete den Gottesdienst und hielt die 40 bis 60 minütige Predigt, spielte, wenn möglich, die Orgel, vollzog die Taufen, bereitete die Kinder auf die Konfirmation und die Brautpaare auf das "Brautexamen" vor, bestattete Verstorbene. Kam der Pfarrer in die Gemeinde, bestätigte er nur noch die vom Lehrer vollzogenen Handlungen, nahm Trauungen und Konfirmationen vor und spendete das heilige Abendmahl.

Die Belastung der Lehrer in den katholischen Dörfern mit solchen Aufgaben war etwas geringer. Sie hatten "nur" niedere kirchliche Aufgaben zu erledigen - Glocken läuten, Kirche säubern, Kerzen anzünden, Kirchenchor leiten, Pförtnerdienste wahrnehmen, den Altar vorbereiten, dem Priester beim Ankleiden helfen, Ministranten anleiten und das Kirchengerät verwalten. Bei entsprechenden Fähigkeiten mussten sie auch schon mal die Orgel spielen.

Neben all diesen Aufgaben übernahmen die Lehrer in der Regel auch das Amt eines Schreibers.
 
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