Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

3 "Deutsche Frage" und Lösungswege

3.1 Vorbildrolle

3.1.2 Unterschiedliche Voraussetzungen

Die Unterschiede zwischen deutschen Kolonisten und russischen Bauern wurden vor allem mit den Privilegien und den großzügigen Landzuteilungen an die Siedler begründet. So verwies ein anonymer Verfasser 1865 in der Zeitschrift "Sowremennik" darauf, dass die russischen Bauern den Kolonisten diesen hinsichtlich Fleiß, Moral und Ordnung nicht nachstehen würden, aber sie müssten mit schlechteren Rahmenbedingungen (Leibeigenschaft) kämpfen.

  "Hätte man den ukrainischen Bauern die gleichen Privilegien zugestanden, so hätte Russland auf die Ansiedlung der Kolonisten verzichten können, da dann das ganze Schwarzmeergebiet ein blühendes Land wäre und gleichzeitig hätte man sehr viel Geld sparen können."

Einen fundierten Beitrag zur Diskussion um die deutschen Kolonisten und die ungünstigen Voraussetzungen der russischen Bauern lieferte Staatsrat A. A. Klaus in seinem Buch "Unsere Kolonien link. Geschichte und Statistik der deutschen Kolonisation in Russland" aus dem Jahr 1867. Für ihn waren ebenfalls nicht die Privilegien die entscheidende Grundlage für den Wohlstand der Kolonien, sondern ihre Gemeindeverfassung und ihr Grundbesitzrecht.

Beides sollte seiner Meinung nach für die gesamte Bauernschaft Russlands übernommen werden. Diese Forderung von Klaus wurde aber nicht aufgegriffen. Für die meisten seiner Zeitgenossen blieben die Privilegien die entscheidende Ursache für die wirtschaftlichen Erfolge in den Kolonien.
 
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