Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

3 "Deutsche Frage" und Lösungswege

3.5 Ausbruch des Ersten Weltkrieges

3.5.3 Pogrom

3.5.3.2 Angriffe auf russische Unternehmen

Die Tatsache, dass auch Unternehmen und Geschäfte russischer Staatsbürger im Verlauf des Pogroms angegriffen wurden, bestätigte ein Bericht der Kommission zur Untersuchung der antideutschen Pogrome. Die Kommission stellte fest:

   "Verwüstet wurden völlig unabhängig von der Staatsangehörigkeit oder Nationalität ihrer Besitzer alle Geschäfte und Kontore mit einem ausländischen Firmenschild. In einigen Fällen wurden - offensichtlich irrtümlich - sogar hundertprozentige Russen geschädigt."

Aus einer internen Aktennotiz der Moskauer Stadtverwaltung geht hervor, dass 113 deutsche bzw. österreichische Staatsbürger, 489 russische Staatsbürger mit ausländischem Namen und 90 russische Staatsbürger mit russischem Namen Opfer des Pogroms wurden.

Auf das Phänomen, dass auch russische Geschäftsleute mit ausländisch klingenden Namen dem Pogrom ausgesetzt waren, weist unter anderem der französische Generalkonsul Engelhardt in seinem Schreiben an den Oberkommandierenden von Moskau Fürst Felix Jusupow vom 31. Mai 1915 hin:

   "Gegen 5 Uhr abends des 29. Mai rottete sich ein 400 Personen starker Mob zusammen, überfiel eine französische Spinnerei und machte sich ungeachtet der Anwesenheit eines Polizeioffiziers, dreier Gendarmen und vierer Schutzpolizisten daran, die Wohnungen zweier Angestellter zu plündern - bei denen es sich trotz des deutschen Klanges ihrer Namen um russische Staatsbürger handelte."

Der Schriftsteller Nikolai Charlamow beschrieb die verzweifelten aber oftmals erfolglosen Versuche link von Kaufleuten, ihre Geschäfte vor dem Pogrom zu schützen.
 
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