Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil II 1820 - 1917

3 "Deutsche Frage" und Lösungswege

3.2 Emotional – nationalistische Diskussion

3.2.4 "Germanisierung"

3.2.4.2 Einfluss der Politik Bismarcks

bismarck
Seinem Auftrag vom Mai 1883 an die deutsche Botschaft in Sankt Petersburg, Material über deutsche Kolonisten in Russland zusammenzutragen und darüber einen Bericht link anzufertigen, fügte Bismarck eine persönliche Einschätzung über die Kolonisten an.

Er schrieb: "Sie werden früher oder später russische Untertanen, und ihr Fleiß, ihr Wohlstand mehrt ohne Zweifel die Steuerkraft und den wirtschaftlichen Reichtum Rußlands. Für Deutschland sind sie wirtschaftlich und steuerlich ein Verlust."
Bismarck hielt die Sorge der russischen Regierung um eine mögliche Germanisierung ganzer Landesteile für übertrieben und unbegründet. Er vertrat die Ansicht, dass das Nationalgefühl der ausgewanderten Deutschen viel zu gering sei, um eine solche Entwicklung zu tragen. Ihn bewegte eine ganz andere Frage. Seiner Meinung nach würden ausgewanderte Deutsche innerhalb kurzer Zeit zur Nationalität ihrer Aufnahmeländer konvertieren. Deutsche würden zu Polen oder Russen. Die Sorge des Reichskanzlers beruhte auf der Annahme, dass Konvertierte zu den schlimmsten bzw. schärfsten Kritikern oder Gegnern Deutschlands werden würden.
 
Startseite  |   Inhalt   |   zurück