Auswanderung der Deutschen
Teil II 1820 - 1917
3 "Deutsche Frage" und Lösungswege
3.5 Ausbruch des Ersten Weltkrieges
3.5.5 Russlanddeutsche in der russischen Armee
Trotz der Anfeindungen erfüllten die Russlanddeutschen während des 1. Weltkrieges ihre Pflicht in der russischen Armee. 1916 leisteten rund 250.000 Kolonisten in den verschiedensten Truppenteilen und etwa 15.000 Mennoniten bei Sanitätseinheiten ihren Dienst. Auch der traditionell hohe Anteil der Russlanddeutschen am Offizierskorps blieb während des Krieges erhalten.
Nach den ersten Niederlagen im Jahr 1914 wurden Verdächtigungen laut, dass an diesen die Russlanddeutschen schuld seien. Es kam zu Absetzungen von Offizieren und Generälen. Die meisten Russlanddeutschen wurden von der Westfront in den Kaukasus an die türkische Front verlegt. Hier fielen rund 40.000 von ihnen.
Wenn Russlanddeutsche in deutsche Kriegsgefangenschaft gerieten, empfanden die meisten dies als einen Loyalitätskonflikt. Die Unsicherheit darüber, welcher Ausgang des Krieges für die Russlanddeutschen besser sei, wuchs immer mehr an, je länger der Krieg dauerte.
Dieser Konflikt wurde durch die Behandlung, die sie während ihrer deutschen Kriegsgefangenschaft zum Teil erfuhren, sicherlich noch verschärft. Der "Fürsorgeverein für deutsche Rückwanderer" hatte durchgesetzt, dass die als Kriegsgefangene internierten Russlanddeutschen nur bedingt als solche behandelt wurden. Sie wurden zu landwirtschaftlichen Arbeiten eingesetzt, wurden besser bezahlt als andere Kriegsgefangene, arbeiteten ohne Bewachung und bewegten sich in Zivil.