Der russische Gesandte in Stuttgart, Jakowlew, berichtete im August 1803 seiner Regierung über die Erfahrungen, die Preußen in den letzten Jahren mit Einwanderern aus Süddeutschland gemacht habe. Unter ihnen befänden sich "oft schlechte Wirte und liederliche Leute". Dem preußischen König ginge es aber "nicht um viele, sondern um gute Ansiedler". Um sicherzustellen, dass die Ansiedler diesen Kriterien entsprachen, habe man in Preußen eine Kommission eingesetzt, die eine Reihe von Richtlinien festlegte, nach denen die Werbung von Ansiedlern zu erfolgen hatte:
- Es sollten nur die angenommen werden, die alle Abgaben und Leistungen gegenüber ihrer Landesherrschaft erfüllt hatten.
- Bei der Werbung von Kolonisten sollten keine "falschen Vorspiegelungen und Verheißungen" gemacht werden. Nur die Vorteile, die bei einer Ansiedlung wirklich zu erwarten seien, dürften genannt werden.
- Den Einwanderern sollten preußische Pässe ausgestellt werden, in denen auch Reiseroute und Zielort verzeichnet sein sollten.
- Die vorherige Begutachtung des Siedlungsgebietes durch eine Delegation war erlaubt.
- Alle Kolonisten hatten ein noch festzulegendes Barvermögen nachzuweisen, von dem die eine Hälfte bei Reiseantritt vorhanden sein musste, die zweite Hälfte war innerhalb der nächsten zwei bis vier Jahre vorzulegen.
- Freie Religionsausübung (lutherisch, reformiert, katholisch) wurde ebenso zugesagt wie der Schulunterricht in diesen Glaubensrichtungen.
- Im letzten Punkt wurde jedem Kolonisten, "der fleißig und arbeitsam, insbesondere des Kern-, Obst- und Gartenbaues kundig ist" versprochen, dass "er ein gutes Auskommen finden und ein wohlhabender Mann werden könne." Begründet wurde dieses Versprechen mit der Tatsache, dass diese Fertigkeiten in der Koloniegegend noch weitgehend unbekannt seien.
Siehe auch:
Einwanderungszahlen