Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil 1 1763 - 1820

4 Ankunft im Siedlungsgebiet

4.3 Charakterisierung der Kolonisten

Christian Gottlob Züge beschreibt in seinem Buch "Der russische Colonist ..." auch die Menschen, mit denen er von Lübeck aus die Reise in die Siedlungsgebiete an der Wolga unternahm. Sein Urteil, aber nicht nur seines, ist wenig schmeichelhaft. Man sollte dabei aber immer bedenken, dass sich Züge als "ehrbarer Handwerksgeselle" berechtigt fühlte, mit einer gewissen Arroganz bzw. mit Standesdünkel auf seine Reisegenossen herabzublicken. Er war hier ganz und gar "ein Kind seiner Zeit".

  "Auswürflinge, die in fernen, unwirthbaren Gegenden ein Unterkommen suchten, weil das Vaterland sie ausgespien hatte, oder ihnen zumindest ein solches Schicksal drohte ... Sittenlose Menschen, die sich in jeder Lage wohl befinden, sobald sie nur ihren groben Lüsten ungestört frönen können, bildeten eine zweyte, nicht weniger mißfällige Classe. Zur dritten, der kleinsten von allen, formten sich einige Unglückliche, welche der Druck widriger Schicksale oder die Verfolgung ihrer Mitbürger aus dem Vaterlande jagten ... Die vierte und zahlreichste Classe war zusammengesetzt aus Abentheurern, Leichtsinnigen, die zu jedem gewagten Unternehmen bereit sind ..., oder Unerfahrenen, welche listigen Ueberredungen Gehör gegeben hatten, und an den goldenen Bergen, die man ihnen versprach, nicht im geringsten zweifelten."

Die Meinung, die der russische Dichter Alexander Puschkin von den deutschen Kolonisten hatte, war ebenfalls wenig schmeichelhaft. Für ihn waren es "Landstreicher und Taugenichtse", die sich dem Führer des Bauernaufstandes Jemeljan Pugatschow angeschlossen hätten. Ihre Zahl dürfte allerdings gering gewesen sein.

Peter Simon Pallas dagegen schätzte die Kolonisten als zumeist "gute Ackersleute".
Weniger optimistisch liest sich dagegen der Reisebericht von J. P. B. Weber link...
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