Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil IV 1955 bis Heute

1 Russlanddeutsche in der UdSSR nach 1956

1.6 Religion und Kirche

ev kirche in akmolinsk
Religionsausübung war seit den dreißiger Jahren in der Sowjetunion unterdrückt. Die Kirchen waren entweder zerstört oder wurden zweckentfremdet genutzt. Nur wenige Pfarrer der Russlanddeutschen hatten die Verfolgungen der dreißiger und vierziger Jahre überlebt. Gottesdienste konnten nur im Geheimen, im Familienkreis und unter großer Vorsicht abgehalten werden.

1956/57 konnte Pastor Eugen Bachmann die erste evangelisch – lutherische Kirche in Zelinograd (damals noch Akmolinsk) /Kasachische SSR registrieren lassen. Diese Gemeinde wurde zum Zentrum evangelisch – lutherischer Gottesdienste in der Sowjetunion. Zu sonntäglichen Gottesdiensten kamen Gläubige aus dem ganzen Land. Morgens fand in der Regel ein Lesegottesdienst statt, am Nachmittag traf man sich zur Gebetsstunde. An Sonntagen wurden Taufen vollzogen und das Abendmahl abgehalten, einmal pro Jahr wurde eine Konfirmation durchgeführt. Den Lernstoff dafür mussten die Konfirmanden zu Hause einüben, da es keinen Konfirmandenunterricht gab.

Die größte Gemeinde link seit der Wiederbelebung des russlanddeutschen Kirchenlebens war die "Evangelisch-lutherische Brüdergemeinde zu Karaganda". Ihr Wirken beschreibt ein Zeitzeuge link.

Bis zur Ablösung Nikita Chruschtschows als Partei- und Regierungschef im Jahr 1964 gab es keine weitere Registrierung von Kirchengemeinden.

chruschtschow
In den sechziger Jahren wurden in Kasachstan, Kirgisien und Westsibirien neue Gemeinden gegründet (Alma-Ata, Karaganda, Osengi-Oaher, Tomsk und Omsk).
Zunächst illegal wirkende Gemeinden wurden registriert: 1975 in Skytyvar, 1976 in Duschabe, Leninabad, Belowodskaja, Winsowchos und Kant.

gottesdienst
Einen neuen Aufschwung erlebte die evangelisch – lutherische Kirche durch die Politik der Perestroika. Der seit 1980 mit behördlicher Genehmigung amtierende Superintendent Harald Kalnins wurde 1988 in Riga zum Bischof ernannt. Seinen Angaben nach gab es 1986 490 deutschsprachige evangelisch – lutherische Gemeinden und Gruppen in der UdSSR, von denen 220 staatlich registriert waren.

In den achtziger Jahren entstanden überall dort, wo Russlanddeutsche lebten, evangelisch – lutherische Gemeinden. Auch zahlreiche katholische Gemeinden, die bisher im Untergrund wirkten, wurden nun registriert.

Früher zweckentfremdet genutzte Kirchen erhielten wieder ihre eigentliche Aufgabe.
 
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