Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

4 Deutschland und die Russlanddeutschen

4.2 Das Dritte Reich und die Russlanddeutschen

4.2.2 Folgen des deutsch-sowjetischen Nichtangriffsvertrages (Hitler-Stalin-Pakt)

karte der interessen
Mit dem Ziel der Isolierung, dann der Unterwerfung und Aufteilung Polens zwischen Deutschland und der Sowjetunion wurde am 23. August 1939 der deutsch-sowjetische Nichtangriffsvertrag abgeschlossen.
In einem geheimen Zusatzprotokoll wurden die beiderseitigen Interessensphären abgesteckt.

Nach dem deutschen Einmarsch in Polen unterzeichneten am 27. September 1939 die Außenminister beider Länder in Moskau einen deutsch-sowjetischen "Grenz- und Freundschaftsvertrag", der den Nichtangriffsvertrag vom August ergänzte.

Beide Verträge dienten Hitlerdeutschland – neben der Zerschlagung Polens – als wichtige Tarnung bzw. Täuschung bei der Vorbereitung der "Aktion Barbarossa" (Codewort für den Überfall auf die Sowjetunion).

Gemäß den Festlegungen des geheimen Zusatzprotokolls des Hitler-Stalin-Paktes wurde am 3. November 1939 zwischen Deutschland und der Sowjetunion die Umsiedlung von Bevölkerungsgruppen aus den Randzonen der Gebiete vereinbart, die die beiden Länder für sich beanspruchten (sog. Vertragsumsiedler). Dies bedeutete konkret die Umsiedlung aller Volksdeutschen aus der von der Sowjetunion besetzten Westukraine und Teilen Wolhyniens (ehemals Ostpolen) in den nach der Besetzung Polens neu gebildeten "Warthegau", also in das Hoheitsgebiet des Deutschen Reiches. Umgekehrt sollten alle in den von Deutschland besetzten Gebieten lebenden Ukrainer und Weißrussen in die Ukraine und Weißrussland umgesiedelt werden.

Zur "Eindeutschung" des Warthegaus wurden mehr als 300 000 Russlanddeutsche umgesiedelt. Die Ansiedlungsprozedur war mit der "Aussortierung belasteter Elemente" durch die SS und von ihr kontrollierte Organe verbunden. Das betraf z. B. Sektenangehörige, ehemalige Mitglieder oder Sympathisanten der Kommunistischen Partei der Sowjetunion sowie aktive Katholiken. Sie wurden in Arbeitslager abgeschoben oder in Konzentrationslager überstellt. Gleichzeitig wurden etwa eine halbe Million der im Warthegau ansässigen Polen nach "Restpolen" ausgesiedelt. An ihre Stelle traten die aus Ost- und Südosteuropa "heim ins Reich geholten" "Volksdeutschen". Sie "übernahmen" die vorwiegend aus Bauernhöfen bestehenden Siedlungsräume der Polen.
 
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