Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil III 1917 - 1955

2 Russlanddeutsche in der Sowjetunion der 20er Jahre

2.8 Bildung und Kultur der ASSR der Wolgadeutschen. Die zwanziger Jahre

2.8.6 Wissenschaft

2.8.6.1 Professor Georg Dinges

professor georg dinges
Georg Dinges (1891 - 1932) hatte sich seit langem mit mundartlichen Forschungen beschäftigt und 1923 in den "Beiträgen zur Heimatkunde des deutschen Wolgagebiets" erstmals in Sowjetzeiten darüber publiziert. In seinem Aufsatz "Über unsere Mundarten" nannte Dinges folgende von der Forschung "herausgefilterte" Mundarten, die unter Wolgabauern gesprochen wurden: Rheinpfälzisch, Pfälzisch-Rechtsrheinisch, Südhessisch, Oberhessisch, Ostthüringisch, Obersächsisch, Niederpreußisch.

Eine dem Aufsatz beigefügte "Probekarte" mit ihrer Verbreitung wird bis heute von Wissenschaftlern geschätzt. Dinges hatte auch herausgefunden, dass in wolgadeutsche Mundarten etwa 800 Lehnwörter aus dem Russischen Eingang gefunden haben.

Zur Sowjetzeit zum wissenschaftlichen "Multifunktionär" aufgestiegen, genoss Georg Dinges bis Ende der zwanziger Jahre allseits staatliche Anerkennung und Förderung. Als er indes 1929 zum Direktor des neu geschaffenen Pädagogischen Instituts in Pokrowsk ernannt worden war, warfen die bedrohlichen Erscheinungen des "forcierten sozialistischen Aufbaus" bereits ihre Schatten voraus. 1930 wegen seiner Mundartforschungen des "Nationalismus" bezichtigt, wurde er aller seiner Ämter enthoben und verhaftet.
Er starb zwei Jahre später an Typhus. Sein Mitstreiter, der Seelmänner Archäologe Paul Rau, hat sich in Kenntnis dieser Vorgänge das Leben genommen.
 
Startseite  |   Inhalt   |   zurück