Auswanderung der Deutschen
Teil 1 1763 - 1820
1 Gründe für die Auswanderung
1.1 wirtschaftliche Auswanderungsgründe
1.1.2 Anerbrecht und Realerbteilung
Beim Anerbrecht, das in den norddeutschen Gebieten dominierte, erhielt nur ein Erbe den gesamten Hof. Alle anderen Erben wurden abgefunden. Ihnen boten sich als Alternativen:
- Eine Arbeit als Knecht oder Magd und damit ein Absinken in die Schicht der landlosen dörflichen Bevölkerung,
- der Erwerb eines eigenen Hofes durch Kauf, durch Einheirat oder durch die Abwanderung in ein Siedlungsgebiet (wobei der Binnenkolonisation durch die Bodenqualität Grenzen gesetzt waren),
- im städtischen oder ländlichen Handwerk eine Erwerbstätigkeit zu finden.
Bei der Realerbteilung erhielt jedes Kind einen gleich großen Landanteil. Die daraus resultierende Zersplitterung des Bodens führte zu immer kleineren bäuerlichen Wirtschaften, deren Größe ab einem bestimmten Punkt nicht mehr ausreichte, um eine Familie von den Erträgen zu ernähren. Diese Situation trat am Ende des 18. Jahrhundert ein. Etwa zwei Drittel der ländlichen Bevölkerung konnte sich nicht mehr von dem ihnen zur Verfügung stehenden Land ausreichend ernähren. Auch die Möglichkeiten, durch andere Einnahmequellen das Existenzminimum abzusichern, waren begrenzt. Als Fazit blieb ein Leben in permanenter Armut.