Geschichte der Russlanddeutschen

Auswanderung der Deutschen

Teil 1 1763 - 1820

2 Abwerbung

2.2.4 Lomonossow

lomonossow
Der russische Gelehrte Michail Wassiljewitsch Lomonossow, der wohl bedeutendste Vertreter der Aufklärung in Russland, schrieb in einem Brief an Iwan Iwanowitsch Schuwalow vom 1. November 1761 unter anderem:

  "Den Platz der ins Ausland Geflohenen könnte man bequem durch die Aufnahme von Ausländern ausfüllen, wenn entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Die gegenwärtigen unheilvollen Kriegszeiten in Europa zwingen nicht nur einzelne Menschen, sondern auch ganze ruinierte Familien, ihr Vaterland zu verlassen und Orte aufzusuchen, die weit entfernt vom Kriegsschauplatz und seinen Greueltaten liegen. Das weite Reich unserer großen Monarchin ist in der Lage, ganze Völker in seinen sicheren Schoß aufzunehmen und mit allem Nötigen zu versehen; es erwartet für sein Gedeihen nicht mehr als eine den menschlichen Kräften angemessene Arbeit."

Ob diese Gedanken Lomonossows der Zarin Katharina II. bekannt waren und inwieweit sie ihre Entscheidungen beeinflusst haben, ist nicht bekannt.

Aber ungeachtet dieser Unsicherheit findet man hier Gesichtspunkte, die eine Auswanderung nach Russland und die Kolonisation bisher unerschlossener Gebiete für viele Menschen zu einer attraktiven Alternative machten.

Lomonossow, Michail Wassiljewitsch

19. November 1711 bis 15. April 1765

  Sohn eines Fischers am Weißen Meer. Bedeutendster Vertreter der Aufklärung in Russland. Lomonossow vertrat die Ansicht von der prinzipiellen Erkennbarkeit der Welt und die Trennung von Glauben und Wissenschaft, den Entwicklungsgedanken in der Natur und die enge Verbindung von Theorie und Praxis. Neben naturwissenschaftlichen Arbeiten, hauptsächlich in der Chemie, beschäftigte er sich mit Fragen des Aufbaus der Industrie, der Reformierung des Staatswesens, der Verbesserung der sozialen Verhältnisse und der Entwicklung der russischen Sprache.
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